Seite 1 von 1

Russische Militärsatelliten

Verfasst: Mi 30. Jun 2021, 22:42
von Shofer Ylli
Ich mache hier mal einen neuen Thread auf.
Hier können wir Informationen über russische Militärsatelliten eintragen.
Meistens tragen sie den Namen "Kosmos" und bekommen eine Nummer.

Re: Russische Militärsatelliten

Verfasst: Mi 30. Jun 2021, 23:11
von Shofer Ylli
Hier mal eine paar Informationen über optische Aufklärungssatelliten.
Die sind ja bekanntlich der Klassiker, gibt es schon seit Beginn der Raumfahrt.
Im Prinzip ein Satellit mit einer sehr guten Kamera (besser Teleskop), die auf die Erde schaut und strategische Ziele fotografiert.
Früher wurden Kapseln mit belichtetem Film zurückgeführt und aufwendig ausgewertet.
Heute gibt es CCD-Chips und Breitband-Datenübertragung. Manche der Fotoaufklärer senden Ihre Bilder sogar in Echtzeit.
Die Sowjetunion startete Fotoaufklärungssatelliten in riesigen Mengen.
Von 1961 - 1994 flogen mehr als 600 Zenit in 9 Versionen. Der Grundkörper dieser Satelliten entsprach dem bekannten Raumschiff Wostok.
Nachfolger von Zenit war Jantar, eine völlig neue Konstruktion, die von 1974-2015 180 Missionen absolvierte und in 5 Varianten gebaut wurde.
Die letzte Generation dieser kapsel-basierten Fotoaufklärungssatelliten war Orlez.
1989-2006 starteten 10 Satelliten in 2 Versionen.

1976 bekam die NRO (USA) mit dem riesigen KH-11 KENNEN einen opto-elektronischen Fotoaufklärungssatelliten, der in jeder Hinsicht einen Quantensprung darstellte.
Er hatte einen gewaltigen Hauptspiegel mit 2 Meter Durchmesser, erzeugte digitale Bilder, konnte manövrieren und jahrelang betrieben werden.
Die Sowjets konnten KH-11 nichts entgegensetzen.
Es gab zwei Generationen von sowjetischen opto-elektronischen Fotoaufklärungssatelliten:
Terilen (1982-1989, 9 Flüge)
Neman (1986-2000, 15 Flüge)
Aber Terilen und Neman waren KH-11 und seinen Nachfolgern in jeder Hinsicht unterlegen.

Schon 1983 erhielt die Firma LOMO vom sowjetischen Verteidigungsministerium den Auftrag, einen Hauptspiegel mit 1,5 m Durchmesser zu bauen.
Zwei Satellitentypen sollten diesen Spiegel erhalten: Safir und Araks.
Safir ist nie geflogen, Araks hatte 1997 und 2002 je einen Einsatz mit sehr begrenzten Ergebnissen. Beide Satelliten fielen nach kurzer Zeit aus.

Noch Jahre nach dem Ende der Sowjetunion mussten die russischen Streitkräfte auf die alten sowjetischen Jantar, Neman und Orlez zurückgreifen.
Erst 2001 erhielt ZSKB-Progress (Samara) den Auftrag, einen neuen Typ zu entwickeln. Er erhielt die Bezeichnung 14F137 PERSONA.
Drei Satelliten wurden in Auftrag gegeben.
Hauptproblem: Die Sojus-2 mit begrenzter Nutzlast wurde als einzig verfügbares Trägersystem vorgegeben.
Es blieb beim Hauptspiegel mit 1,5 m Durchmesser, der 50 cm Auflösung der digitalen Aufnahmen aus 730 km Flughöhe erlaubte.
Als Grundstruktur wurde auf den Bus Jantar-4KS1M zurückgegriffen.
Die Funktionsdauer wurde mit 5 Jahren vorgegeben.
Um die gesamte Erde zu überwachen, wurde eine Polarbahn angestrebt.
Am 26.7.2008 startete Persona Nr.1 (Kosmos 2441). Die Mission floppte: schon nach 2 Monaten fiel Kosmos 2441 aus. Seine Bordelektronik war nicht ausreichend strahlenresistent.
Erst am 7.6.2013 folgte Persona Nr.2 (Kosmos 2486). Er hatte unmittelbar nach dem Start Probleme, konnte aber in Betrieb genommen werden.
Ähnliches geschah mit Persona Nr.3 (Kosmos 2506, 23.6.2015).
Zumindestens Kosmos 2506 scheint bis heute zu funktionieren und damit seine garantierte Funktionsdauer deutlich überschritten zu haben.
Aber ein einziger großer strategischer Fotoaufklärungssatellit ist viel zu wenig und Ablösung ist nicht in Sicht.
Nachfolger von Persona soll 14F156 Razdan werden. Drei Satelliten sind geplant. Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 2,35 m (Teleskop Sewan, Hersteller: KMS Krasnogorsk). Damit dürfte seine Leistungsfähigkeit ähnlich der amerikanischen Konkurrenz sein.
Schon 2014 erhielt ZSKB-Progress den Auftrag, aber es ist unklar, wann der erste Razdan startet.
In Ergänzung hat WNIIEM einen kleineren und billigeren Satelliten entwickelt und erfolgreich erprobt.
Am 29.3.2018 startete Kosmos 2525. Es ist der Prototyp von EMKA "Swesda" Der 150 kg schwere Minisatellit erreicht 90 cm Auflösung und hat auf einem niedrigen Erdorbit gut funktioniert, bis der Treibstoff aufgebraucht war.
Das Serienprodukt heisst Rasbeg (EMKA-W). Bislang ist noch kein Rasbeg gestartet, aber eine Konstellation wird wahrscheinlich aus diesem Typ bestehen.

Re: Russische Militärsatelliten

Verfasst: Fr 10. Sep 2021, 14:43
von Shofer Ylli
Der Nachfolger von EMKA (Kosmos 2525) ist am 9.September 2021 mit einer Sojus-2.1w in Plessezk gestartet.
Er trägt die offizielle Bezeichnung Kosmos 2551.
Noch ist unklar, ob es das erste Exemplar der Serie Razbeg oder ein weiterer Prototyp ist.